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Musikgeschichte
Ungeahnte Frauenpower
Die französische Komponistin Augusta Holmès steht vor ihrer überfälligen Wiederentdeckung
Von
Tom Reinhold

Es ist in den letzten Jahren viel darüber geschrieben worden, wie schwer es Frauen über Jahrhunderte hatten, Musik professionell zu betreiben. Und erst seit Kurzem werden ähnlich viele Dirigentinnen wie Dirigenten ausgebildet, sodass es noch eine Weile dauern wird, bis die Tatsache, dass eine Frau ein Orchester leitet, nicht mehr etwas Besonderes ist. Bei Komponistinnen gilt Ähnliches. Da ist es besonders bedauerlich, dass die Zeit nicht zurückgedreht werden kann und wir um die vielen talentierten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts trauern müssen, die gar nicht in den Genuss einer professionellen Ausbildung kamen, geschweige denn ihre Werke publizieren durften. Was für ein Schatz ist uns da verloren gegangen beziehungsweise gar nicht erst entstanden!

Aus der romantischen Epoche sind nur wenige Komponistinnen wie etwa Clara Schumann oder Fanny Hensel bekannt, und leider haben sie kaum für großes Orchester geschrieben. Aus der spätromantischen Epoche kennt man unter anderem Florence Price, Ethel Smyth und Lili Boulanger. Doch die bedeutendste Entdeckung ist für mich die in Paris als Kind irischer Eltern geborene Augusta Holmès, die in ihrem kurzen Leben (1847-1903) eine ganze Reihe hoch beeindruckender Orchesterwerke geschaffen hat. Sie werden uns nun dankenswerterweise vom Raritätenlabel cpo vorgestellt.

Augusta Holmès hat sich, da ihr der Zugang zum Pariser Konservatorium verwehrt blieb, privat ausbilden lassen, unter anderem von César Franck, und zunächst unter männlichem Pseudonym publiziert. Sie muss ein spannendes Leben geführt haben – von den großen Musikern ihrer Zeit sehr geschätzt, eine engagierte Kämpferin nicht nur für Frauen, sondern auch für unterdrückte Nationen wie Irland und Polen und in einer Beziehung lebende, aber unverheiratete Mutter von fünf Kindern.

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