
Der Countertenor Alois Mühlbacher studierte Schauspiel in Linz und Sologesang in Wien, zurzeit setzt er sein Masterstudium in London bei Michael Chance fort
Festivals sind atmosphärische und soziale Verstärker für musikalische Erfahrungen. Die Reise an einen anderen Ort, das Eintauchen in die Atmosphäre und die Begegnung mit Gleichgesinnten öffnet die Sinne für so manches, was man vorher vielleicht nicht für möglich gehalten hat. Der neue Intendant des Barockfestivals im niederösterreichischen Sankt Pölten, Alois Mühlbacher, strengt sich für die erste von ihm kuratierte Ausgabe mächtig an, hierfür die Parameter zu setzen. Das spürt man im Gespräch mit dem jungen Countertenor, der kürzlich an der Mailänder Scala debütierte, deutlich.
Barockmusik und was historisch daraus bis in unsere Gegenwart folgte, bildet vom 25. Mai bis 9. Juni den roten Faden für Konzerte, Lesungen, aber auch Workshops und Kunstinstallationen. Alois Mühlbacher gibt sich vorfreudig, zugleich ist seine Haltung zu aktuellen Zeitumständen nachdenklich. Geht es um Programmverantwortung, hat unter den herrschenden Bedingungen vor allem das Wörtchen „Verantwortung“ Gewicht: „Mir ist es persönlich sehr wichtig, das Thema Frieden in das Festival zu integrieren. Gerade jetzt ist es wichtig, Orte zu schaffen, an denen Menschen zusammenkommen, um gemeinsam Kunst zu erleben.“ Das Festival-Motto „Vom Wüten der Welt“ hat Alois Mühlbacher von Maarten ´t Harts gleichnamigem Roman aus den 1990er Jahren übernommen. Das setzt sich in der programmatischen Leitidee fort, die bis zur Programmauswahl für die Konzerte reicht. Martin Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ umschreibt besagtes Toben der Welt, aber auch das Aufbäumen dagegen. Letzteres leistet hier Johann Sebastian Bachs Musik und wirkt dabei besänftigend. Beim Eröffnungskonzert kommt diese Aufgabe dem Vokalensemble Company of Music und dem Barockorchester Monismo zu.
Alois Mühlbacher betont, wie wichtig es sei, das Leben dankbar auszukosten, solange es möglich ist. Aber er möchte in Sankt Pölten auch ein kulturelles Statement liefern: „Wir wollen keine politischen Programme verkünden, aber vielleicht können wir mit unserem Festival einen kleinen Beitrag dazu leisten, um auf dem Weg über die Musik über die Realität zu reflektieren.“