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Porträt
Weibliche Note(n)
Die Pianistin Anke Helfrich würdigt auf ihrem neuen Album „We‘ll Rise“ außergewöhnliche Frauen
Von
Christina M. Bauer
Petra Arnold

Leicht dissonante, energiegeladene Akkorde, grazile Melodielinien, weitschwingende improvisierte Bögen, so kennen Jazzinteressierte die Musik der Pianistin Anke Helfrich. Nach sieben Jahren war es Zeit für eine neue Einspielung der Jazzerin aus Weinheim. „We‘ll Rise“ heißt das Album, ihr fünftes unter eigenem Namen, und beim Anhören fällt sofort eine Neigung zum Dezenten auf. Man hört mehr zarte Töne, dabei trotzdem Dynamik und temporeiche Passagen. „Das habe ich im Laufe der Arbeit erst gemerkt, dass mehr Stücke dabei sind, die reflektiert sind und ein anderes Tempo haben“, berichtet Anke Helfrich.

Im Mittelpunkt von „We’ll Rise“ stehen Frauen. Zum Beispiel Frida Kahlo, die mexikanische Malerin mit der einzigartigen Biografie. Oder die Filmpionierin Alice Guy-Blaché, der sage und schreibe tausend, wenn auch meist sehr kurze Filme zugeschrieben werden und die heute kaum jemand kennt. Bekannte stehen neben weniger bekannten Frauen – Musik, die eigens für sie geschrieben ist, meint Anke Helfrich, haben sie alle verdient. Und so komponierte sie. Inspiriert von Alice Guy-Blaché etwa schrieb sie einen Jazzwalzer. Für die australische Sprinterin Cathy Freeman schrieb sie ein stark rhythmisiertes Up-Tempo-Stück – bei dem sie ihrem Bandmitglied Adrian Mears Linien fürs Didgeridoo schrieb. „Ich hätte nie so ein Stück geschrieben, wenn ich nicht gewusst hätte, dass er es spielen kann“, sagt Anke Helfrich, die seit Jahren mit dem Australier, der ansonsten Posaune spielt, zusammenarbeitet.

Dass sie zu ihrem festen Klaviertrio einen Bläser hinzunimmt, ist inzwischen fast schon Standard. So mischten etwa der inzwischen verstorbene US-Trompeter Roy Hargrove und der Saxofonist Mark Turner bereits in ihren Ensembles mit. Mit ihren langjährigen Triopartnern Dietmar Fuhr und Jens Düppe an Bass und Schlagzeug sowie dieses Mal Mears als Viertem im Bunde sind ihre Mitmusiker, wie immer, nur Männer. „Ich fand es organisch“, sagt sie, „mit den Musikern, mit denen ich in den vergangenen Jahren gespielt habe, jetzt auch diese Stücke zu spielen.“

Dabei kennt die Pianistin auch andere Besetzungen, so tourte sie etwa mit dem Diva Orchestra, das vollständig aus Musikerinnen besteht. „Das fand ich eine tolle Erfahrung, auch weil ich nie Bigband spiele“, erinnert sie sich. Im Duo konzertierte sie öfter mit der Saxofonistin Angelika Niescier, einzelne Ensemblekonzerte gab es außerdem mit Karolina Strassmayer. Für eine besondere Ehrung sorgte die amerikanische Schlagzeugerin, Komponistin und Produzentin Terri Lyne Carrington, die in ihre 2022 veröffentlichte, viel beachtete Sammlung „New Standards: 101 Lead Sheets by Women Composers“ Helfrichs Komposition „Upper West Side“ aufnahm. Aus Deutschland sind nur zwei Komponistinnen vertreten: die Saxofonistin Ingrid Laubrock und Anke Helfrich.

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